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Aus reiner Neugier: Holger van den Boom
 Holger van den Boom

Herr van den Boom, woran arbeiten Sie zur Zeit?

Wie zu erwarten, an einem Buch. Ich verrate schon mal den Titel: Auf der Rückseite eines alten Briefumschlags. Semiotische Randnotizen über Physik und Metaphysik.

Was ist für Sie die wichtigste Entdeckung?

Überhaupt? Die Expansion des Universums. Obwohl sie auf die Dauer bedeuten könnte, dass uns die Felle wegschwimmen. Wir sollten auf die Erde darum viel besser aufpassen.
Meine? Dass Mathematik keine Sprache ist, sondern Bild. Aber es wiedersprechen mir noch zu viele Leute. Darum muss ich oben genanntes Buch schreiben.

Mit welchem bedeutenden Wissenschaftler hätten Sie gern zusammengearbeitet?

Mit Einstein, obgleich ich absolut sicher bin: Er nicht mit mir.

Oder würden es gern tun?

Nicht gern. Wer arbeitet schon gern mit bedeutenden Wissenschaftlern zusammen, wenn man selber zwar Wissenschaftler, aber kein bedeutender ist?

Wenn Sie nicht Wissenschaftler wären, was wären Sie dann?

Künstler. Ganz zu Beginn meiner Laufbahn war ich es (Grafischer Zeichner); und ganz am Ende will ich es wieder sein (Lebenskünstler).

Was würden Sie ihrem Ich heute zu Beginn des Studiums raten?

Das, was ich ihm auch damals riet: Nimm, wenn du kannst, die Lehrpläne nicht zu ernst. Sauge dich mit aller Erkenntnis voll, deren du habhaft werden kannst. Im Beruf wirst du ohnehin Fachidiot.

Wie bekommen Sie den Kopf frei?

Wer bekommt denn in der heutigen Lage noch den Kopf frei? Das wäre ja unverantwortlich!

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Kunst. Was denn sonst?

Welche 3 Bücher haben Sie beeinflusst?

Kritik der reinen Vernunft. Genug für ein Studium vieler Jahre.
Principia Mathematica Philosophiae Naturalis. Nicht zu Ende geschafft; dennoch aufs Äußerste beeindruckt.
Metakritik der Formalen Logik. Habilitationsschrift meines leider kürzlich verstorbenen Philosophieprofessors, der mir den Weg zeigte.

Ist Bücherschreiben noch zeitgemäß?

Ich habe es ja zu wiederholten Malen getan. Werde wohl meine Gründe gehabt haben. Und ich würde es wieder tun, weil ich zur alten Schule gehöre. An die neue Schule der atemlosen Papers habe ich nicht recht Anschluss gefunden.

Holger van den Boom ist emeritierter Professor für Industrial Design. Er hat von 1982 bis 2008 an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig gelehrt und war dort Gründer und Leiter der Arbeitsstelle für Designinformatik. Er hat sein Berufsleben als Grafikdesigner begonnen und seine Studien in Philosophie, Mathematik, Theoretischer Physik, Linguistik und Psychologie führten ihn 1974 zur Promotion und 1982 zur Habilitation. Das verbindende Thema seiner Studienvielfalt ist die Semiotik.
Holger van den Boom: Einsteins Marmor. Eine Studie über Kosmologie und Design