Frau Froese, woran arbeiten Sie zur Zeit?
Ich arbeite zurzeit an meiner Dissertation zum Thema Erinnerungskultur in Geschichtsmemes. Anhand einer Fallstudie untersuche ich die Wahrnehmung historischer Ereignisse, Personen und Epochen und wie diese in Internetmemes dargestellt werden. Memes sind einfach und schnell zu erstellen und ermöglichen damit einen Blick auf die Darstellung von Vergangenheit und die Konstruktion von Erinnerungskultur durch ein vor allem junges Publikum.
Zudem forsche ich noch zu Geschlechterbildern in der Waschmittel-Werbung. Da durch die Werbung – gerade in der Vergangenheit – hauptsächlich Frauen angesprochen wurden, ist das Frauenbild schon mehr oder weniger gut erforscht. Was die Darstellung und die Rolle von Männern angeht, ist dagegen noch nicht gründlich untersucht worden.
Was ist für Sie, die wichtigste Entdeckung?
Eine spannende Frage. Die Entdeckung des Penicillins und des Internets fallen mir spontan ein – beides Entdeckungen, die unser Leben auf die eine oder andere Weise tiefgreifend verändert haben. Und die Kultivierung und weltweite Verbreitung des Kaffees: Ohne ihn wäre ich schon an so manchen Tagen aufgeschmissen gewesen.
Welche Eigenschaften muss ein erfolgreiche:r Forscher:in haben?
Ausdauer, Interesse und Offenheit für neue Themen. Auch ein hohes Maß an Flexibilität und Mobilität, gerade hinsichtlich der oft prekären Arbeitsverhältnissen in der Forschung. Und natürlich: Humor! Die Dinge ab und an – oder auch öfters – mit einem Augenzwinkern zu nehmen, macht vieles leichter.
Mit welcher:m bedeutenden Wissenschaftler:in hätten Sie gern zusammengearbeitet — oder würden es gern tun?
Mit Marie Curie. Ihre Erforschung der radioaktiven Elemente und deren Strahlung und die daraus resultierenden Erkenntnisse, unter anderem im Bereich der Medizin, waren und sind bahnbrechend. Zudem ist auch ihre Fähigkeit, sich als Wissenschaftlerin in einem von Männer geprägten und dominierten Beruf durchzusetzen und sich dort einen Namen zu machen, beeindruckend.
Wenn Sie nicht Wissenschaftler/in wären, was wären Sie dann?
Wahrscheinlich Handwerkerin. Die Möglichkeit, mit eigenen Händen etwas Physisches zu erschaffen, ist toll. Oder Schildkrötenzüchterin, da ich Schildkröten mag.
Welchen Stellenwert hat das (gedruckte) Buch für Sie?
Es ist schön, ein gedrucktes Exemplar als Frucht der eigenen Arbeit in der Hand zu halten. Gerade, wenn diese mehrere Monate oder Jahre gedauert hat.
Ist Bücherschreiben noch zeitgemäß?
Auf jeden Fall! Mir würde auch auf die Schnelle keine andere, ebenso praktische Möglichkeit einfallen, längere schriftliche Ausführungen irgendwo zu sammeln und anderen Personen zugänglich zu machen. Ob das Buch als gedruckte Fassung oder als E-Book erscheinen sollte, ist dann wiederum eine andere Frage.
Braucht die Wissenschaft Verlage?
Ja. Sie haben das Fachwissen und die Kapazitäten, wissenschaftliche Texte ansprechend abzudrucken und damit im Idealfall einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen. Außer, der Text ist sterbenslangweilig – da hilft dann auch kein noch so guter Verlag.
Ist OpenAccess die Zukunft?
Um ein Werk einfacher zugänglich zu machen, ist OpenAccess praktisch. Trotzdem bevorzuge ich nach wie vor die gedruckte Version eines Buches, gerade beim Lesen und Exzerpieren.