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Aus reiner Neugier: Thomas Gil
Thomas Gil

Herr Gil, was ist für Sie, die wichtigste Entdeckung?

In der Geschichte der Menschheit hat es einige Innovationen gegeben, die maßgebend alle Bereiche des menschlichen Lebens verändert haben (Verstädterung, Aufkommen der Schriftkultur, die europäische „Aufklärung“, Verrechtlichung und die Konstitutionalisierung von positiven Rechtssystemen, die Industrialisierung, verschiedene Modernisierungsprozesse, Digitalisierung etc.).
Die Individuierung von Innovationen ist kein leichtes Geschäft. Allerdings steht eines fest: alle Innovationen bringen mit sich nicht nur positive Effekte, sondern auch viele und verschiedene Folgelasten.

Was lernen Sie gerade, was Sie noch nicht so gut können?

„Geschehen lassen“. Selbst wenn gesamtgesellschaftlich „Verfügbarkeit“ und Verfügbarkeitsräume enorm zugenommen haben, erleben Individuen häufig ihre eigene Ohnmacht. Vieles entzieht sich einfach ihrer Kontrolle. Weise ist es zu überlegen, wie man trotzdem „Handlungssujektivität“ erhalten kann, ohne zur Ansicht zu kommen, alles würde dadurch für einen kontrollierbar, „verfügbar“ und beherrschbar werden.

Welche Eigenschaften muss ein erfolgreiche:r Forscher:in haben?

Neugierde. Die Fähigkeit, Frage- und Problemstellungen gut zu profilieren. Lust und Motivation. Ausdauer und Geduld.

Wie bekommen Sie den Kopf frei? Was machen Sie in ihrer Freizeit?

Kontakt mit anderen Menschen. Musik, Tanzen, Reisen.

Welchen Stellenwert hat das (gedruckte) Buch für Sie?

Einen sehr hohen Stellenwert.

Warum schreiben Sie Bücher?

Platon kritisiert die Schrift. Er tut es aber im Medium der Schrift selbst, indem er in einigen seiner „Dialoge“ (also schriftlich) gegen eine entstehende Schriftkultur und deren negative Folgewirkungen polemisiert.
Für mich ist die schriftliche Verobjektivierung meines Denkens fundamental. Erst schreibend weiß ich, was ich genau denke und sagen will.

Braucht die Wissenschaft Verlage?

Auf jeden Fall.
Wie sie genau organisiert sein müssten, ist eine schwierige Frage. Eine gute differenzierte (bereichsspezifische) Beantwortung der Frage setzt viel Sensibilität gegenüber vielen Faktoren (sozioökonomischer, technischer und kultureller Art) voraus, die jeweils eine maßgebende Rolle spielen und sich in einem ständigen Transformationsprozess befinden.

Ist OpenAccess die Zukunft?

Vielleicht doch ein wichtiges Element in der Zukunft einer vernünftigen Publikationslandschaft.

Prof. Dr. Thomas Gil lehrt Philosophie an der TU Berlin mit den Schwerpunkten Handlungstheorie und Ethik, Metaphysik, Philosophie des Geistes und Sprachphilosophie.
Thomas Gil: Die Objekte des Denkens
Thomas Gil: Bewusstsein
Thomas Gil: Talking Animals
Thomas Gil: Bedingungen und Einstellungen
Thomas Gil: Consequences
Thomas Gil: Eine Welt von Folgen
Thomas Gil: Zeit und Sinn
Thomas Gil: Über Gott und die Welt